Eröffnung mit Bundesrätin Calmy-Rey

Am 11. November 2006 – an St. Martin, Patron der Päpstlichen Schweizergarde – war es soweit: Das Gardemuseum wurde im Beisein politischer Prominenz feierlich eröffnet.

Bundesrätin Micheline Calmy-Rey eröffnet Museum

Die Walliser Bundesrätin Micheline Calmy-Rey durchtrennt das Eröffnungsband. Rechts von ihr Marcel Mangisch, Stiftungsrat und ehemaliger Landeshauptmann. Links (in roter Uniform) Tony Jossen, Oberstleutnant a.D.


Hier ein bunter Bilderbogen von der feierlichen Museumseröffnung mit Fotos von Werner Bellwald.

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In Anwesenheit von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey wurde am Samstag in Naters das «zentrum garde» eröffnet. Damit hat ein Schweizer Wahrzeichen nun endlich auch im eigenen Land eine Heimat gefunden.

Mehr als eine Dekade ist verstrichen, seit man sich erstmals mit der Idee eines Gardemuseums auseinander setzte. Am Samstag konnten die Initianten – allen voran Dr. Werner Bellwald – nun die verdienten Früchte ihrer harten Arbeit ernten. Die Eröffnung des «zentrum garde» in der Festung von Naters bildete gleichzeitig den glanzvollen Schlusspunkt des Jubiläumsjahres der Päpstlichen Schweizergarde, die 2006 ihren 500. Geburtstag feiern konnte, beziehungsweise immer noch feiern kann.

Bundesrätin Micheline Calmy-Rey

«Wer Wache steht, hat keine Aggression im Sinn.»

Die Garde als Symbol der aktiven Neutralität
Zum Festakt im Zentrum Missione hatte sich viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft eingefunden. Selbstredend wurden aber lokale, regionale und kantonale Grössen von der Anwesenheit der Aussenministerin ein wenig in den Hintergrund gedrängt. In ihrer gehaltvollen Festrede würdigte Micheline Calmy-Rey die Schweizergarde als Symbol der aktiven Neutralität. Wer Wache stehe, habe keine Aggression im Sinn, müsse aber immer auf der Höhe des Geschehens sein. Diesem Beispiel folge auch die Aussenpolitik. Ein Gardist verkörpere das, was sie sich von der Schweiz erhoffe. «Seien wir dankbar, dass es sie gibt, die Gardisten. Das ist nämlich nicht selbstverständlich», so Micheline Calmy-Rey. 1970, im Zuge einer weit reichenden Erneuerung der katholischen Kirche, sei nämlich auch die Aufhebung der Schweizergarde zur Diskussion gestanden. Mit den Worten: «Lasst mir wenigstens die Schweizer», habe sich Papst Paul VI. damals gegen eine mögliche Abschaffung erfolgreich zur Wehr setzen können.

«Raue Schläger ohne Furcht und Rücksicht»
Vor 500 Jahren habe es für den Marsch nach Rom Wagemut und Risikobereitschaft gebraucht. «Damals wurden Konflikte mit Waffen ausgetragen. Die Eidgenossen waren zu dieser Zeit bekannt als raue Schläger ohne Furcht und Rücksicht», blickte Micheline Calmy-Rey in der Geschichte zurück. Nach der Schlacht bei Marignano, wo rund 30'000 Schweizer ihr Leben lassen mussten, habe man dann explizit auf militärische Macht und Expansionspläne verzichtet. «In Marignano begann die Schweizer Neutralität und das, was ich heute als Einflusspolitik bezeichne. 400 Jahre bevor der Krieg geächtet wurde», erläuterte die Aussenministerin. Neutralität sei keineswegs ein Verzicht auf die Wahrung der eigenen Interessen, sondern vielmehr eine Friedensbotschaft.

Manfred Holzer, Gemeindepräsident Naters

«Ich bin überzeugt, dass diese einmalige Ausstellung nationale und internationale Beachtung finden wird.»

«Der Schlüssel liegt im Tun»
Allerdings verpflichte die Neutralität in einer immer komplexer werdenden Welt dazu, aktiv zu sein. Der Schlüssel liege also im Tun. «Wir müssen uns rühren. Wer gehört werden will, muss sprechen. Wer Ziele erreichen will, muss agieren. Den Luxus der Inaktivität kann man sich nicht mehr leisten», sagte Micheline Calmy-Rey. Als aussenpolitische Gebote nannte sie zum einen gute Beziehungen zu allen Seiten, zum anderen das geltende Recht und ein prosperierendes, friedliches Europa.

Werbetrommel gerührt
Die Schweiz könne ihre geostrategische Existenz nicht leugnen. Die EU schütze die Schweiz und liefere die Voraussetzungen für Sicherheit und Frieden. Selbstverständlich nutzte Micheline Calmy-Rey vor diesem Hintergrund die Gelegenheit, die mit der Kohäsionsmilliarde verbundenen Vorteile in ihre Rede einzuflechten. Die Zahlung sei ein Signal an die Union, dass die Schweiz nicht nur unbeschränkt Vorteile erwarte. Und mehr noch: «Der Platz, den die Schweiz in Europa einnehmen will, steht auf dem Spiel», warnte die Aussenministerin.

Marcel Mangisch, alt Landeshauptmann

«Nun führen alle Wege nach Naters.»

«Alle Wege führen nach Naters»
Neben Micheline Calmy-Rey traten im Zentrum Missione noch weitere Festredner vor das Publikum. Marcel Mangisch, alt Landeshauptmann und OK-Präsident der Eröffnungsfeier, meinte unter anderem, dass nun alle Wege nach Naters führten. Staatsratspräsident Thomas Burgener bezeichnete die Schweizergarde als wohl schwächste und zugleich sympathischste Armee der Welt. «Und wir Walliser können stolz sein, diese Garde wesentlich mitgeprägt zu haben.» Das Museum werfe einen gleichsam unterhaltsamen, lehrreichen und teilweise auch nachdenklichen Blick zurück auf die Geschichte der Schweizergarde, und stelle für das Oberwallis eine kulturelle Bereicherung und eine touristische Attraktion dar, so Burgener. Manfred Holzer, Gemeindepräsident von Naters, prophezeite dem «zentrum garde» eine rosige Zukunft. «Ich bin überzeugt, dass diese einmalige Ausstellung nationale und internationale Beachtung finden wird.»

Stefan Ruppen, Stiftungsratspräsident

«Wenn nun unser Museum einen Schutzpatron zugesprochen erhält, dann kann es nur der heilige Werner sein.»

Der «heilige Werner»
Wie Stefan Ruppen, Präsident der Stiftung für das Kulturzentrum päpstliche Schweizergarde, erklärte, sei der 11. November deshalb als Eröffnungsdatum ausgewählt worden, weil der heilige Martin zusammen mit Bruder Klaus und dem heiligen Sebastian zu den drei Schutzpatronen der Garde gehöre. «Wenn nun unser Museum einen Schutzpatron zugesprochen erhält, dann kann es nur der heilige Werner sein. Und dies deshalb, weil der Träger dieses Namens, der Historiker und Museumsbauer Dr. Werner Bellwald, mit seinem immensen Engagement, mit viel Liebe und grosser Sachkenntnis das Museum und die einzigartige Ausstellung hat entstehen lassen.»

Bischof wurde schmerzlich vermisst
Im Anschluss an den Festakt begaben sich die geladenen Gäste hinauf zur Festung, wo das Gardemuseum zuerst von den Geistlichen Anton Eder, Paul Martone und Rolf Kalbermatter unter den Schutz Gottes gestellt und danach von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey feierlich eröffnet wurde. Tageskommandant Tony Jossen konnte es sich nicht verkneifen, auf das Fehlen der, wie er es nannte, «Purpurgilde» hinzuweisen. In der Tat wurde die Absenz von Bischof Norbert Brunner von vielen negativ aufgenommen. «Er, als Natischer Ehrenburger, hätte doch wenigstens eine Vertretung schicken können», war mehrfach zu vernehmen. Ebenfalls zu reden gab das neue Wahrzeichen, das über dem Eingang zur Festung prangt. Die 20 Meter lange und 12 Meter hohe Konstruktion deutet schemenhaft den Petersdom an. Entworfen wurde das Bild von Heinz Julen. Gemäss einigen kritischen Stimmen hätte man sich nun wirklich etwas anderes einfallen lassen können.

Keine Verherrlichung der Garde
Nach dem offiziellen Teil konnten sich die Gäste selber von der Qualität der Ausstellung überzeugen. Eines fiel dabei besonders auf. Die Hülle, also die Festung, ist an sich schon einen Besuch wert. Wie der erste Rundgang durch das Museum im Berg ausserdem noch zeigte, wird die Schweizergarde keineswegs verherrlicht. Die Leibwache des Papstes wird authentisch dargestellt mit all ihren Ecken und Kanten.
hab